Ein Angriff auf deinen Hund?

Stephan Peukert • 22. Oktober 2025

Warum eine Korrektur leben retten kann.

Achtung, du darfst dich jetzt nicht erschrecken. In der heutigen Sprache würde man wahrscheinlichen sagen: „Triggerwarnung“. Und das zeigt eigentlich schon alles, wie unfähig wir heute geworden sind, mit dem Leben umzugehen. Bitte sag mir, was du zu sagen hast, nicht so wie du es meinst, sondern so, wie ich es gut finde und mich nicht verletzt fühle. Wundert man sich da ernsthaft, dass die Menschen heute bei dem Begriff Korrektur zusammenzucken?

Da das leider so ist, habe ich mir gedacht, mal einen Versuch zu unternehmen, eine Korrektur zu rechtfertigen. Aber nicht, wie du es vielleicht denkst, dass ich jemanden überzeugen möchte, in dem ich es nett formuliere oder an deine Emotionen appelliere und dich darum bitte, deinen Hund zu korrigieren, weil er das braucht. Nein, ich sage, dass wir mit einer Korrektur unseren Hund angreifen. Wir wollen ihm schaden. Schluss mit dem Versteckspiel!

Jetzt atme erst nochmal durch. Ich versuche das jetzt wirklich ganz in Ruhe zu erklären. Und zwar so, dass wir das, als Menschen auch verstehen. Denn Hunde wissen das ja sowieso, dass einen eine Korrektur nicht umbringt. Wie sagt man so schön, was mich nicht umbringt, macht mich hart. Oder in hündisch, was mich korrigiert, härtet mich ab. Und wir alle wissen doch, dass ein Indianerherz keinen Schmerz kennt. Und jetzt sei ehrlich. Bei welchen Aussagen haben sich jetzt deine Nackenhaare aufgestellt und dein Puls sorgt dafür, dass du dich aufregst, wie man so etwas nur schreiben kann? Hast du vielleicht gerade das Bedürfnis mich zu korrigieren? Lass uns gemeinsam darüber schmunzeln.


Ja, es gab eine Zeit, da hat man mit diesen Sätzen alles rechtfertigen wollen. Ob man ein Kind schlägt oder einen Hund verprügelt. Weinen tun nur Schwächlinge. Und scheinbar, so kommt es mir zumindest vor, stellen sich einige vor, dass die Menschen die Hunde korrigieren genau so drauf sind. Sie freuen sich schon auf jede Hunderunde, um den Hund nur mal wieder richtig zu verprügeln. Ich meine sonst könnten sie ja nicht ruhig schlafen. Kaum einer von der Gegenpartei kann sich vorstellen, dass jemand der seinen Hund korrigiert, ihn abgöttisch liebt und sich für ihn ins Feuer werfen würde, um ihn daraus zu befreien. Irgendwie scheint es ja da noch einen anderen Zwischenweg zu geben. Einen, der Korrektur nicht als Strafe ansieht und dafür nutzt sich im Machtgefüge über den Hund zu stellen. Sonder eine Korrektur als Element der Erziehung, des Lernens und des normalen Umgangs mit dem Leben. 



Ich schreibe diesen Beitrag mit einer gewissen Übersättigung. Denn ich habe das Gefühl, dass mit dem Begriff Korrektur immer der Beigeschmack im Raum ist, sich rechtfertigen zu müssen, was in meiner Wahrnehmung das normalster der Welt ist. Ja quasi so normal, dass ich es mein ganze Leben lang schon erfahre. So normal, dass du es auch erlebst und so normal, dass es in einer Welt die durchdreht verboten gehört. Denn vielleicht würde eine Korrektur den ein oder anderen mal wieder in die Realität führen. Denn das meine Damen und Herren, ist der Sinn der Korrektur. 

Um es wirkliche verständlich zu erklären baue ich jetzt ein Szenario auf. Stell dir vor du wächst als Kind bei einer dich liebenden Familie auf, die dir Sicherheit gibt. Du hast nicht mal eine Verletzung erlitten, geschweige denn dir etwas gebrochen. Und Probleme gab es eigentlich nie wirklich, denn sie wurden immer schnell von Mama oder Papa gelöst. Und jetzt kommt die Quizfrage. Wie gut könntest du jetzt mit einem Konflikt umgehen, der nicht direkt gelöst wird? Wärst du richtig richtig gut oder wärst du ziemlich schnell verzweifelt? Würden sich deine Emotionen überschlagen, weil du die Hälfte dieser Emotionen überhaut nicht kennst? Wut, Frust, Angst, Traurigkeit....WAS IST DAS?


Hörst du das? Das ist das Klopfen der Realität, die an deiner Tür steht. Ach du hörst es nicht? Naja, vielleicht zieht dich dafür dann einfach dein Hund durch die Gegend. Der ist dann wie verloren in einer Welt, die eben nicht super schön ist, sondern von all diesen negativen Emotionen genau so überwältigt wird, wie du, wenn du deine Villa Kunterbunt verlässt. Quasi könnte man behaupten, dass du in deiner Villa Kunterbunt lebst und dadurch glaubst, dir kann nichts passieren. Der Hund wiederum geht in das komplett andere Extrem. Der nämlich ist im Überlebensmodus und glaubt, ihm könnte jederzeit etwas passieren. Während du dann mit deiner rosaroten Brille durch die Welt läufst und dir die Probleme schön redest, kompensiert sozusagen dein Hund diese ganze Bunte-Knete-Welt, mit Horrorszenarien bei jeder Hundebegegnung. Ich meine wie wahrscheinlich ist es schon, dass ein Hund, vor dem was er nicht kennt, extreme Angst hat. Achso, dass würde ja dann quasi bedeuten, wenn er keine Konflikte kennt, hätte er dann auch Angst vor Konflikten. Ich muss kurz in meinem Kopf kramen und überlegen, mit welchen Problemen Kunden zu mir kommen. Kann es sein, dass sie Konflikten gerne aus dem Weg gehen? Nein, ich glaube nicht.

So polemisch wie ich das hier schreibe, so gerne würde ich einige mal schütteln und fragen, ob sie irgend etwas nicht mitbekommen. Die Welt ist gefährlich geworden. Und wir schlafen immernoch wie Dornröschen und hoffen, dass unser Hund uns übers Gesicht schleckt damit wir lächeln. Wer keine Konflikte mehr führt, wird blind für Konflikte. Man kann es auch anders sagen - wem es zu gut geht, der wird nicht mehr auf sich aufpassen. Man kann ja von Glück reden, dass unser Körper uns hin und wieder mal korrigiert. Sonst würden wir ja gar nichts mehr verstehen. Depressionen, Panikattacken, Selbstzweifel, Antriebslosigkeit, ungezügelter Appetit, Süchte. Ob das alles Korrekturen sind, die auf einen ungünstigen Umgang mit uns selbst hinweisen? Aber gegen jedes Problem gibt es eine Tablette. Und wenn jedes Problem gelöst werden kann, dann haben wir ja gar keine Probleme. Puh gerade noch einmal gerettet. Versuchen wir uns jetzt nochmal ernsthaft an das Thema ranzuwagen. Wie soll eine Korrektur denn leben retten?


Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip. Wodurch hast du am meisten Rücksicht auf dich selbst oder auf deine Umwelt genommen? Überwiegen durch negative Erfahrungen. Denn genau diese machen uns wachsam. Sie sorgen dafür, dass wir vorsichtig sind. Dass wir uns nicht zu weit raus wagen. Dass wir lernen, uns auch wenn es drauf ankommt, zurück zunehmen. Unsere negativen Erfahrungen schreiben unsere Geschichten und prägen uns. Das wird ja auch immer wieder als Argument genommen, um neue Erfahrungen zu vermeiden. Für diese Logik fehlen selbst mir die Worte. Denn das wäre nichts weiter, als ein Verlust der Realität. Das Vermeiden von negativen Erfahrungen kann nur über Kontrolle funktionieren. Der Staat macht das übrigens auch. Durch die Einnahme von Steuern und die damit verbundene Angst, dass wenn du sie nicht bezahlst, du ins Gefängnis kommst. Hat eigentlich jemand schon mal den Staat dafür kritisiert, dass er unser Verhalten zu seinen Gunsten korrigiert? Naja, so genannte Hundetrainer befürworten das sogar, indem der Staat dann durchgreift. Wer keinen Paragraph 11 hat, der darf nicht machen, was der Staat will. Und schon wieder hat er uns korrigiert. Bist du nicht auch einer dieser Menschen, die sagen: Ja wenn ich meinen Hund korrigiere, was sollen denn da die anderen denken? Zack, korrigiert. Nur eben dahingehend, dass deine Persönlichkeit eingeschränkt wird und sich eben nicht entwickeln darf. Da wir ja aber bei Hunden das nicht so machen dürfen, wie wir es eigentlich jeden Tag erleben, muss man das da ein bisschen anders machen. Da konditioniert man einfach das Verhalten, was man dann möchte.


Im Kern läuft es aber auf das Gleiche hinaus. Sowohl der Mensch als auch der Hund sind nicht bereit für Konfliktsituationen. Denn diese kommen unerwartet und werfen einen schnell mal aus der Bahn. Und nicht für jedes Problem gibt es ein Lösung, in der man sich so oder so verhält. Manchmal muss man nämlich Konflikte austragen. Oder eigentlich immer. Aber wenn man das eben nicht gelernt hat, dann ist alles häufig schlimmer, als man denkt. Man verliert sich in einer Scheinwelt. - Allerdings nicht nur in der guten, also wo alles toll ist, sondern auch in der negativen, wo eben alles schlecht ist. Beide Extreme sind möglich. Und eine Korrektur, sorgt eigentlich für den Ausgleich.

Ist das jetzt nun ein Angriff?


Ja. Ohne es abzustreiten ist das IMMER ein Angriff auf die Unversehrtheit des Körpers. Genau wie sich schneiden, sich verbrennen oder sich etwas brechen. Alles verursacht einen Angriff auf unseren Körper. Und was lernen wir so gut wie jedes mal? Der Körper kommt damit klar. Er heilt. Er regeneriert. Er ist stark. Er ist nicht schwach. Er weiß, was zu tun ist. Bei einer Korrektur, wo man nicht einmal verletzt wird, reden die Menschen aber heute schon von psychischer Verletzung. Sie machen damit den Körper an sich genau so schwach, wie sich selbst. Und diese Argumente kommen immer von Menschen, die sich in der negativen Welt verloren haben und dem Hund keine Sekunde den Respekt gegenüber bringen, den er verdient hat. - Eben mit seiner Stärke und Kraft. Sie machen den Hund genau so anfällig, wie sich selbst. Genau so konflikunfähig wie sich selbst. Etwas Kaputtes kann nun mal nur in den seltesten Fällen etwas Ganzes hervorbringen. 


Einen Hund anzugreifen, ist im Kern die spielerischste Art der Entwicklung, die Hunde zeigen. Sich untereinander zu kloppen, ist für die Welpen in einem Wurf das Normalste der Welt. Raufen und sich beißen und zwar soweit, bis einer jault. Diese Grenzerfahrungen sind notwendig, um die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen. Und wir reden Hunden ein, dass sie das nicht haben. Und dann ist das Geschreie groß, wenn wieder was passiert, als wüssten die Menschen nicht, über die Möglichkeiten der Hunde bescheid. Zu was sie nun mal in der Lage sind. Und zu was nunmal jeder in der Lage ist, der nicht korrigiert wird und quasi einen Freifahrtschein bekommt zum Märtyrer zu werden. Stellen wir uns einmal einen Menschen vor, der nicht mehr in der Lage ist, Schmerz zu empfinden. Das wäre sehr ungünstig. 


In Regionen, wo es täglich zu gefährlichen Situationen kommt, wird man kaum auf die Idee kommen, nach einem Safespace zu fragen oder andere darum zu bitten, sie richtig anzusprechen. Dort wird man froh sein, noch miteinander reden zu können. Da liegt es auch nahe, dass Menschen davon reden, dass das, was sie nicht umgebracht hat, sie nun mal härter gemacht hat. Aber in einem Sinne, der sie die Freude am Leben nicht verlieren lässt. Viel mehr so, dass das Leben noch mehr geschätzt wird. Im Umkehrschluss passiert das Gegenteil in Gesellschaften, denen es zu gut geht. Sie vernichten sich selbst, wie zum Beispiel das römische Reich mit seiner römischen Dekadenz. Oder eben der Hundehalter, der die Realität leugnet und in seinem Luftschloss der Emotionen hockt. Und das auf Kosten der Hunde.

Wie sonst erklärt sich die wachsende Zahl der Hundetrainer und der immer größere Verlust des Verständnisses zum Hund. Achtung Witz: Treffen sich ein Deutscher und ein Rumäne. Fragt der Deutsche den Rumänen: „Haben sie Hunde?“ Sagt der Rumäne: „Nein, aber einen Arsch voll anderer Probleme.“ Es ist erschreckend, wieviel Zeit der Deutsche in den Hund investiert und wie wenig in sich selbst. Sollte man das nicht Korrigieren? Mit der Not wird das kommen. Das zeigt die Geschichte und darin liegt auch die Stärke der Menschen. Warum sonst gibt es heute immer mehr Menschen, die kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und sagen, dass sie ihren Hund selbstverständlich korrigieren. Es ist nämlich an der Zeit, die Traumblase platzen zu lassen, die besser früher, als zu spät platz. Denn je schneller sie platzt, desto besser kann man sich im Leben zurecht finden. Und je schneller man einen Hund korrigiert, desto schneller findet er seinen Platz in der Menschenwelt.


Zusammengefasst lässt sich sagen, dass jeder Angriff auf den Körper, den Körper sensibilsiert. Ob im Spiel oder im Ernst. Dies formt die Wahrnehmung des Körpers auf sich selbst und seine Umwelt. Sorgt dafür sich selbst und andere wahrzunehmen. Ein stabiler Körper fördert eine stabile Psyche. Eine stabile Psyche hält den Körper fit. Dieser Kreislauf liegt in der Natur. Willst du überleben, musst du überleben können. Erst wenn du dich mit dir selbst konfrontierst oder konfrontiert wirst, weißt du wer du bist. Die Suche nach dir selbst, ist keine, die im Kopf statt findet. Es ist die Suche nach deinen Fähigkeiten und Schwächen. Nach deinen Grenzen. Nach deinem Körper. Finde deinen Körper, weck ihn mit einem starken Stoß gegen deine Brust auf und dann verstehst du den Sinn der Korrektur wirklich. Ich will dir helfen, stark zu werden und zurecht zu kommen. Dafür stehe ich so oder so über dir. Denn ich habe Erfahrungen, die dir fehlen. Und will ich ein guter Mensch oder Hundehalter sein, muss ich diese Erfahrungen vermitteln und mein Gegenüber darauf vorbereiten. Darauf zu hoffen, dass nichts Negatives eintritt, dass überlassen wir den Träumern.