Die Blockade bei Mensch und Hund lösen.

Stephan Peukert • 9. September 2025

Was Veränderung wirklich bedeutet.

Living the Dog- Stephan Peukert
Wir Menschen sind immer auf der Jagd nach Veränderung. Wir wollen uns verbessern oder einfach anders sein. Die Motive sind natürlich sehr unterschiedlich. Doch wie wird man eigentlich besser und wie könnte sich unsere Verbesserung auf den Hund auswirken?

Ich saß auf meinem Fahrrad und fuhr in der Schweiz einen Berg hinauf. Das ist hier ganz normal. Wo es runter geht, geht es zu 100% auch wieder hoch. Daran muss man sich erst gewöhnen. Doch diesmal war irgendetwas anders. Ich fuhr die Berge sehr ruhig und eigentlich entspannt hoch. Es war ein Berg, den ich vielleicht zum dritten Mal fahre, wobei ich beim ersten Mal mehrere Pausen machen musste. Also dachte ich auf dem Weg nach oben darüber nach, was hier gerade passierte. 

Ich merkte meine Beine, die nicht etwa schwer waren, sondern fühlte, wie sie förmlich Lust hatten, mich dabei zu unterstützen, den Berg hoch zu fahren. Es war ein bisschen so, als hätte ich losgelassen, also aufgehört darüber nachzudenken und meine Beine würden sagen: "Ist okay. Wir machen das."

Im ersten Moment habe ich mich extrem gewundert, wo dieses Gefühl herkommt und zog zuerst eine Parallele zum Fotografieren. Denn genau dieses Gefühl dieser Leichtigkeit hatte ich schon lange nicht mehr, wenn ich eine Kamera in der Hand hielt. Dadurch wurde mir klar, was hier gerade passiert. Ich bin mit mir selbst verbunden gewesen. 

Sich verbinden ist das Verbessern. Ich habe mir irgendwann eine Priorität gesetzt. Vielleicht könnte man auch sagen, dass ich mir hier ein Ziel gesetzt habe, dass ich noch nie so bewusst wahrgenommen habe. Denn, wenn man mich fragen würde, wo ich in meinem Leben hin möchte, dann sollte ich eigentlich antworten: "Ich möchte mich verstehen." Doch ehrlich gesagt fiel mir das nie bei dieser Frage ein, obwohl es mein Leitmotiv ist. Und will man sich selbst verstehen, dann möchte man auch andere verstehen. So hat sich meine Arbeit entwickelt. 

Wenn besser werden, sich verbinden heißt, was genau bedeutet das dann?

Bevor ich auf dem Fahrrad saß und den Berg hochfuhr, hatte ich meine Ernährung umgestellt. Ich habe das Gefühl, dass es wirklich sauberes Essen gibt, für das unser Körper dankbar ist und Essen, das wirklich dreckig ist. Es lähmt den Körper. Sich mit dem Körper zu verbinden, bedeutet auch etwas für ihn zu tun. Ich habe es wie folgt formuliert. Wenn du etwas für deinen Körper machst, dann macht dein Körper auch etwas für dich. Zum Beispiel die Kraft bereitstellen, einen Berg hochzufahren. Je besser diese Verbindung ist, je mehr man auf sich selbst hört, desto mehr Kraft kann man freisetzen und man schafft auf einmal Dinge, die man selbst nicht erklären kann. Und das wirkt sich natürlich positiv auf unseren Kopf aus.

Wie kommen wir jetzt zu dem Hund?

Eigentlich ganz einfach. Denn oben beschreibe ich eine Verbesserung der Beziehung zu uns selbst. Und das ganze geschieht, indem wir uns mit uns selbst verbinden und uns zu hören. Möchte man die Beziehung zu anderen verbessern, müssen wir uns mit ihnen genauso verbinden, wie mit unserem eigenen Körper. Wir müssen sie fühlen und wir müssen darauf reagieren. Sie fühlen heißt aber nicht, sich wie sie zu fühlen. Es bedeutet mehr eine Vogelperspektive einzunehmen und sie zu beobachten und zu schauen, was das mit uns und unserem Körper macht. Wie reagiert unser Körper auf den Hund und dessen Verhalten?

Genau diese Verbindung zu uns selbst, die mit uns selbst anfängt, ist häufig blockiert. Man könnte diese Blockade auch als Trennung beschreiben. Eine Trennung von sich selbst. Diese Trennung ist dadurch möglich geworden, da andere in unserem Umfeld ebenfalls blockiert sind. So können wir auch das Verhalten von Hunden erklären. Sie blockieren, weil der Menschen blockiert ist. Ist man mit seinem Hund verbunden, ist man nicht mehr blockiert. Weder im Denken noch im Handeln. Es ist wie es ist und es läuft. 

Sich zu verbessern heißt also nicht, sich zu verbiegen um im Außen etwas zu erreichen. Damit meine ich Karriere, Geld, Luxus, Freunde oder Partner. Sich zu verbessern heißt , sich zu verbinden und los zu lassen von dem, was nicht da ist. Es geht um die Unterscheidung zwischen dem, was ich wirklich fühle und dem was ich nur denke. Denn fühlen und denken sind der beste Beweis für eine Trennung. Heute denken wir mehr, was wir fühlen sollten. Dadurch haben wir in vielerlei Hinsicht Probleme. Denn unsere Entscheidung hängt immer von unserem Gefühl ab. Wenn wir aber blockiert sind, dann fühlen wir zwar etwas, aber unser Kopf liefert Gegenargumente. Das typische Kopf gegen Herz Prinzip. Eigentlich sollten die beiden miteinander verbunden sein. Eigentlich kommt das Gefühl zuerst und gibt dem Gehirn Signale. Da wir aber blockiert sind, fragt sich das Gehirn, woher das Signal kommt und wir fangen an zu denken. Bis wir dann beim Zerdenken angekommen sind. Denn eigentlich muss das Gehirn nur das Gefühl verstehen und den Körper zur Handlung bewegen. Dadurch, dass wir nicht handeln, zum Beispiel nicht nein sagen, merken wir, dass wir blockiert sind, weil der Kopf Szenarien durch spielt und uns eigentlich eine neue Emotion gibt. Er arbeitet gegen das Urgefühl an, unterdrückt es und versucht es zu kontrollieren. Bis wir uns selbst so kontrollieren, dass wir unser Gefühl komplett ruhig gestellt haben. Genau an dem Punkt haben wir dann die Verbindung verloren. Wir haben uns verloren.

Die Gründe sind vielfältig. Durch meine Arbeit weiß ich auch, dass es sogar gerechtfertigt ist. Schlimme Erfahrungen, emotionale Verletzungen sind zwei Gründe, sich selbst zu blockieren. Denn es tut weh. Der Schmerz ist so stark, dass wir lieber den Kopf benutzen, der uns auch noch einredet er hätte jetzt die besseren Ideen. Aber eigentlich ist er nur eine Notlösung, weil wir das Gefühl blockieren. Dadurch sind wir extrem beeinflussbar, weil unser Kopf jede Menge denkt, was gar nicht da ist. Dadurch verändern wir unseren ganzen emotionalen Haushalt. Wir sind verwirrt, weil diese neuen Emotionen gegen unser Urgefühl angehen. Und uns am Ende des Tages unterdrückt.

Und Druck ist das, was die Außenwelt fühlt. Natürlich nur, wenn die Menschen nicht blockiert sind. Sind sie blockiert, merken sie davon nichts. Deswegen heisst sich zu verbessern eigentlich, zu sich selbst zu finden und dann die Kontrolle auf sich selbst abzubauen. Denn darin liegt die Leichtigkeit, sich selbst zu leben und zu entdecken. Und dadurch wird es dir immer häufiger passieren, dass du dich über dich selbst wunderst. Du bist, wie ein Entdecker einer Welt, die du bisher nicht gesehen hast. Doch diese Welt hat so viele Antworten parat, die du einfach nur beobachten musst. Du lässt deinen Körper los. Du lässt dich fallen und auf einmal merkst du, dass das Fahrrad auf dem du sitzt, dich dabei unterstützt, zu dir zu finden. Du merkst aber auch, dass deine Kamera dir dabei nicht helfen kann. So lernst du, dich zu orientieren und den Weg zu gehen, der zu dir findet. Und immer wenn etwas blockiert, merkst du, dass etwas nicht stimmt. Genau jetzt hörst du dir zu und lässt das Gefühl zur Handlung werden und dein Kopf darf das beobachten.

Living the Dog ist das Prinzip, sich mit dem Hund zu verbinden und ihn zu leben. Denn dieses Loslassen befreit uns Menschen genau so vom Diktat unseres Kopfes, wie wir das Hunden ermöglichen können.  Denn Hunde zu leben, bedeutet auch sich selbst zu leben.