Ein Neuanfang?

Stephan Peukert • 15. August 2025

Warum wir in Hunden eine Möglichkeit sehen, besser zu verstehen.

Living the Dog- Stephan Peukert
Hunde scheinen manchmal als Mysterium. Nicht im Sinne, dass man sie schwer versteht. Sondern in dem Sinne, dass Hunde viele Fragen aufwerfen. Und eine der grundlegendsten Fragen scheint mir jene zu sein, warum wir Menschen uns zu ihnen hingezogen fühlen.

Ich habe mich dieser Frage schon öfter gestellt. Allerdings habe ich auch eine neue Antwort. Doch dafür muss ich ein wenig ausholen, damit man mich besser versteht. Wenn wir uns diese Frage beantworten wollen, müssen wir uns den Menschen anschauen. Zum Beispiel Menschen, die in meine Beratung kommen. Ich stelle immer wieder fest, dass viel über Hunde gedacht wird. Es wird sich sehr viel mit verschiedenen Theorien befasst. Und ehrlich gesagt, reizt mich das gar nicht. Ich rede nicht von Hunden. Eigentlich rede ich am besten mit dem, der vor mir ist. Egal ob Mensch oder Hund. Mir scheint aber, dass das darüber reden auch einen ganz besonderen Reiz hat. Und vielleicht steckt da auch der bekanntliche Schlüssel zum Schloss unserer Frage.

Über etwas zu reden, ist in meinen Augen der erste Schritt und die vernünftigste Aktion, wenn man vor einem Problem steht. Doch müssen wir uns an der Stelle Fragen, welches Problem der Mensch hat, wenn er über den Hund redet. Die einfache Antwort ist, dass er den Hund nicht versteht. Genau an dieser Stelle hat der Mensch die Möglichkeit, seine eigenen Gedanken zu teilen. Wie wir alle wissen, ist das der Grund für so viel Theorie die den Hund betrifft. Und doch unterscheidet sie sich in zwei Lager. Die einen, die den Hund studieren und die anderen, die den Hund fühlen. Ich für meinen Teil tendiere mehr dazu, den Hund zu fühlen. Nun gehen sich im Lager der Gefühle dennoch alle an. Wie kann das passieren?

Hier wird es spannend. Denn sowohl Menschen die den Hund trainieren und meinen, ihm nicht schaden zu wollen, würden behaupten, dass sie den Hund fühlen. Ich der seine Hunde korrigiert (verständlichster Begriff), behaupte das aber auch. Nun stehen zwei Lager voreinander, die nicht vor und zurück kommen. Denn im Kern behaupten sie, besser oder richtiger zu fühlen. Unter diesen Konflikt mischen sich natürlich Menschen, die denken und dadurch zu einer Seite tendieren und das argumentativ begründen. Aber, wenn wir ganz genau hinsehen, ist auch hier ein emotionaler Impuls der Auslöser, welchen Argumenten ich mich mehr öffne. Und ist es nicht so, dass unsere Emotionen irgendwie schon lange vor uns entschieden haben, bevor wir überhuapt anfangen darüber nachzudenken?

Gibt es ein richtiges Fühlen?

Nun in der heutigen Zeit müsste man wohl sagen, dass der, der fühlt recht hat. Denkt man nur eine Sekunde nach, wird man dieser Aussage widersprechen wollen. Ansonsten würde man ziemlich viele Straftaten rechtfertigen, Menschenfeindlichkeit genau so wie das Quälen von Tieren. Außerdem scheint mir das eine gespiegelte Form eines Naturgesetztes zu sein. Der, der am stärksten fühlt gewinnt. Im Sinne von der Stärkere überlebt. Dafür gibt es definitiv gute Beispiel, sodass wir das nicht von der Hand weisen können. Ein skeptisches Tier überlebt definiv besser als ein Tier, das naiv in alles rein rennt. Die Skepsis ist damit die stärkste Emotion. Aber was ist, wenn diese Skeptsis nicht aus einer natürlichen Gegebenheit herrührt, sondern antrainiert wurde? Geht das überhaupt?

Nein, man kann Emotionen nicht antrainieren. Was man aber kann ist, ein Verhalten vom Gefühl zu trennen. Man könnte das auch als eine Spaltung bezeichnen. In einer Dokumentation über Persönlichkeitsstörung habe ich gehört, dass genau diese Trennung als ein gängiges Prinzip benutzt wird, um ein Opfer willig zu machen. Man fügt dem Opfer so unerträgliche Emotionen zu (Schmerzen) und versucht dabei, dass dazugehörige Verhalten zu unterbinden. Ergo trennt sich das Verhalten zur Emotion. Dadurch entsteht nicht nur eine Trennung von der natürlichen Emotion (Reaktion) und dem dazu gehörigen Verhalten, sondern die gesamte Situation wird mit einer neuen Emotion und einem gewünschten Verhalten besetzt. Der Mensch befindet sich jetzt in einem anderen Zustand. Und im Fallbeispiel in einer anderen Persönlichkeit, die zum Schutz entwickelt wurde. Diese Rolle spielt jetzt etwas vor, um diese andere Persönlichkeit zu schützt. Denn diese wurde zu heftig übergangen und hat dadurch verstanden, dass sie nicht da sein darf. Denn sie wird immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert. Oder besser gesagt, mit starken Emotionen.

Stellen wir uns einmal genau so einen Menschen vor. Jetzt nicht in dem beschriebenen Extremfall sondern einfach einen Menschen, der die Bindung zu seinen Emotionen verloren hat. Eine Verbindung in der die Emotion zur Situation passen. Wir hätten es mit einem Menschen zu tun, der regelmäßig in den Emotionen springt, weil sich die Emotionen verirrt haben. Doch genau so sieht das nicht aus. Es sieht nämlich ruhig aus. Denn der Mensch kontrolliert sich selbst, um keine Emotionen entstehen zu lassen, die seine ohne hin verwirrten Emotionen noch mehr verwirren. Aus dieser Kontrolle versucht er den Hund zu fühlen. Und das ist der Widersrpuch. Ich kann mich nicht kontrollieren und meine Emotionen abstellen und dann behaupten ich würde fühlen. Genau das haben wir aber häufig vor liegen. Menschen die meinen sie fühlen, aber in Wahrheit nur ihr eigenes Verhalten kontrollieren und eigentlich bei anderen das selbe Ziel verfolgen, wie bei sich selbst. Das vermeiden negativer, nicht händelbarer Emotionen.

Um den Bogen zum Anfang zu bekommen, halten wir zwei Punkte fest. Zum einen gibt es Menschen, die nicht mehr richtig fühlen, weil sie von ihrer eigenen Emotion getrennt sind. Ich habe beschrieben wie das aussieht. Zum anderen gehen diese Menschen in eine starke Kontrolle, weil sie negative Emotionen vermeiden wollen. Man könnte sogar behaupten, dass sie negative Emotion als den Auslöser ihrer eigenen Trennung betrachten und sie deswegen beseitigen wollen. Damit meine ich das negative Emotion von außen, sie dazu gebracht hat, ein anderes Verhalten zu zeigen, als es ihnen ihre Emotionen mitteilen. Und das geht ganz einfach. Nimm dir einfach keine Zeit für dein Gegenüber, hab kein Interesse, nimm alles ab und sag dann, wie es richtig zu sein hat. Damit versaut man die emotionale Verbindung zu der entsprechenden Handlung. Und das ist der Einstieg in die emotionale Verwirrung.

Warum haben also Hunde so eine Anziehungskraft?


Naja das geht uns Menschen nicht nur so bei Hunden. Tiere generell lösen eine Anziehungskraft aus. Die kann sogar sehr weit gehen. Im positven wie auch im negativen Sinne. Was ich mir aber sehr gut vorstellen kann, ist ein Wunsch nach einem Neustart. Ein Neustart für ein neues Lernen einer eigenen Sprache, plus der deutlichen Emotionalitat von Tieren und deren dazu passende Handlung, die wir gerne mal als „ehrlich“ bezeichnen. Dafür bekommen ja gerade Hunde eine Bewunderung. Dieser Neuanfang versteht sich als ein Versuch, aus der eigenen Verwirrung heraus zu kommen. Nur haben wir das Problem, dass Hunde in uns eben auch sehr häufig negative Emotionen auslösen. Denn viele Menschen fallen auf die emotionale Besetzung von Hunden rein. Das heißt, dass einem Hund eine bestimmte Emotion zugeschrieben wird, während vor allem Emotionen, die Negatives auslösen, verleugnet oder verdrängt werden. Damit machen diese Menschen aber einen absoluten Fehler.

Sie fangen jetzt an, dem Hund aus ihrer verwirrten Emotion Zuschreibungen zu machen. Die Folge sind verwirrte Hunde. Denn unsere Emotionen und Handlungen die wir ihnen gegenüber bringen, hat weder etwas Natürliches noch irgend etwas Passendes. Und da ist das Problem. Wir können Hunde nicht emotional erziehen. Denn das wurden wir auch nicht. Wir haben also keine Ahnung wie das gehen soll. 

Ich schreibe diesen Blog nach einer Erkenntnis, dass Emotionalität eine Sprache ist, die man verstehen muss. Man darf sich aber nicht von verwirrten Emotionen dabei führen lassen. Deswegen möchte ich da mehr Aufklärungsarbeit leisten und Menschen unabhängig vom Hund die Möglichkeit geben, ihre verwirrten Emotionen wieder mit einer Handlung zu verbinden, die passt. Dafür arbeite ich ein Programm aus, das explizit auf Menschen zugeschnitten sein wird. Das Ziel ist es, die echte und natürlichen Emotionen zu finden und der Verwirrung in einem selbst die Hand zu reichen, die sie braucht.

Stephan Peukert